Erntedank - das große unter den kleinen Festen

Es gehört nicht zu den großen Festen der Kirche; neben Ostern, Pfingsten und Weihnachten steht Erntedank recht bescheiden da. Zumindest offiziell: Im Zentrum dieses Festes steht kein Glaubensgrundsatz, keine fundamentale Wahrheit des Christentums, und seine vorchristlichen Wurzeln lassen sich nicht übersehen. Entsprechend stiefmütterlich wird es von der Amtskirche behandelt.
Aber nicht von uns.
Wie allgemein zu Erntedank war auch heuer am letzten Sonntag im September die Kirche voll wie sonst nur selten. Das liegt nicht nur daran, dass so viele Gott für reiche Ernte danken wollen; nein, es sind die vielen kleinen Besonderheiten des Erntedankfestes, die die Besucher anlocken: Da sind die Kindergartenkinder, die die Messe mit fröhlichem Gesang eröffnen. Da ist die – wie jedes Jahr – von der Landjugend geflochtene Erntekrone. Und da sind Gesang und Musik von Landjugend und Blasmusikkapelle. Das alles bringt die Menschen in die Kirche.
Und seien wir ehrlich: Dass im Anschluss an die Messe Agape gefeiert wird – mit Wein und Fruchtsäften und mit den feinsten Aufstrichen, die Hausbachs Haushalte zu bieten haben –, lockte sicher auch heuer ein paar hungrige Schäfchen in die Kirche.

Und wenn wir beim Essen sind, sind wir auch schon bei dem, das wir gerade an Erntedank betrachten wollen: Die vom emeritierten Generalvikar Eduard Gruber in seiner Predigt beklagte "Wohlstandsverkalkung".
Damit meint er nicht eine Verkalkung der Arterien, sondern eine des Herzens: Denn gerade wer gewöhnt ist, an reich gedeckten Tischen zu essen, kann leicht vergessen, dass eben reich gedeckte Tische keine Selbstverständlichkeit sind: Nicht alle können sich satt essen, wann immer sie wollen. Und diese Menschen, die sich mit einem kargen Mahl begnügen müssen, sind uns vielleicht näher, als wir denken.

Um uns das zu verinnerlichen, hilft zum Beispiel dieses kleine Tischgebet. Es braucht nicht laut ausgesprochen zu werden – aus dem Herzen muss es nur quellen:

Segne, Vater, unser Essen,
Segne, Vater, unser Brot,
Lass uns jene nicht vergessen,
Die da hungernd sind, in Not.

Amen.